Weihnachten war für sie ein Graus. Während sich jeder auf die schöne heimelige Zeit freute, hatte sie jedes Jahr ein ganz unangenehmes Gefühl und überhaupt keine Freude an den Vorbereitungen und der Heiligabend selber war für sie ein Albtraum. Sie war jedes mal erleichtert, wenn das Fest vorüber war. Und das, obwohl sie die Schwiegerfamilie sehr mag und sich freut, wenn sie ihre Nichte und Neffen trifft.

Bei der Rückführung in die Kindheit erlebte sie folgende emotional sehr bewegende Geschichte: „Es ist Heiligabend. Ich sehe mich da stehen in meinem Kleidchen, mit der weißen Schürze und mein kleiner Bruder ist auch da, er kann schon stehen und gehen, ist also etwa 2 Jahre alt und ich 5. Nach dem Essen trinken Vater und Mutter viel Alkohol, der sie betrunken macht. Dann beginnen sie zu streiten. Als wir beide darauf heftig anfangen zu weinen, werden wir gepackt und in den Keller gesperrt. Dort hat man uns vergessen bis zum nächsten Morgen. Ich tröste meinen kleinen Bruder, während ich selber eine riesengroße Angst habe. Ich habe auch Angst um meine Mutter, das sie nicht wieder verprügelt wird vom Vater. Es ist furchtbar, mit dieser Angst im dunklen Keller zu sein und völlig ohne Schutz und Decken die Nacht zu verbringen. Wir kuscheln uns aneinander und zittern beide. Ich streichle meinen Bruder und irgendwann schlafen wir ein."